Systemsturz

Der Klimawandel und die imperiale Lebensweise

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung sind das Opium des Volks!

Was tun Sie gegen die globale Erwärmung? Einkaufstasche statt Plastiktüte? Elektroauto? Mülltrennung? Produkte mit irgendwelchen Bio-Labels? Absichten allein sind nutzlos und können sogar schädlich sein, weil sie vorgaukeln, die Klimakatastrophe verhindern zu können. Der Glaube an die Wirksamkeit solcher Aktionen allein hindert uns daran, viel mutigere Aktionen zu unternehmen.

Er fördert vielmehr ein Konsumverhalten, das wie Ablasshandel funktioniert, um das Gewissen zu entlasten und die Augen vor der Krise zu verschließen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Konsumverzicht ist notwendig, aber er reicht nicht aus.

Laut Oxfam verursachen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung die Hälfte aller CO2-Emissionen. Autos, Flugzeuge, große Häuser, Fleisch. Um ein Leben mit all diesen Annehmlichkeiten zu ermöglichen, verschwendet ein Teil der Menschheit Unmengen an Rohstoffen und Energie.

Das Kapital heuchelt Sorge um die Umwelt und wir fallen auf dieses Greenwashing herein.

Die von der UNO propagierten und von Regierungen und Großkonzernen unterstützten SDGs werden den Klimawandel nicht stoppen. Stattdessen dienen sie nur dazu, die Dringlichkeit der Katastrophe zu verschleiern.

Die "Macht mal"-Haltung spielt nur den Superreichen in die Hände. Wenn wir eine bessere Zukunft wollen, müssen wir alle aufstehen, unsere Stimme erheben und handeln. Aber wir müssen die richtige Strategie finden, um die richtige Richtung einzuschlagen.

Dazu müssen die Ursachen der Krise erkannt werden, und die liegen im Kapitalismus, der zeitgleich mit der industriellen Revolution begann und zum Anstieg des Kohlendioxidausstoßes führte.

Das Buch "Systemsturz" analysiert die Verflechtung von Kapital, Gesellschaft und Natur.

Der Klimawandel und die imperiale Lebensweise

Die Schuld des Wirtschaftsnobelpreises

William D. Nordhaus erhielt den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Sein Thema sind die wirtschaftlichen Aspekte des Klimawandels. Er ist ein Verfechter der CO2-Abgabe und der Theorie, dass das Reduktionsziel nicht zu hoch angesetzt werden darf, da dies das Wirtschaftswachstum hemmen würde. Seine "Balance" tendiere jedoch viel zu sehr in Richtung Wirtschaftswachstum. Seiner Meinung nach sichert das Wirtschaftswachstum den Wohlstand und damit würden neue Technologien entstehen, die der Klimakatastrophe entgegenwirken.

Bei der von Nordhaus vorgeschlagenen Emissionsrate würde sich das Klima bis 2100 jedoch um sage und schreibe 3,5 Grad Celsius erwärmen. Das 2016 in Paris beschlossene Klimaziel liegt bei unter 2° Celsius bis 2100, vorzugsweise unter 1,5° Celsius.
Bei 2° Celsius schlagen viele Wissenschaftler Alarm, dass die Erwärmung extreme Gefahren mit sich bringt und man die 1,5°C anstreben muss.

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Das Nordhaus-Modell ist also äußerst unzureichend, ein Anstieg um 3,5°C würde vor allem in den Entwicklungsländern Afrikas und Asiens katastrophale Schäden verursachen. Es wird aber argumentiert, dass der Beitrag dieser Länder zum globalen BIP gering sei. Die globale Landwirtschaft wäre ebenfalls betroffen, aber auch hier wird argumentiert, dass ihr Beitrag zum globalen BIP nur 4% beträgt, was nicht so schlimm klingt. Die wenigen Menschen in Afrika und Asien müsse man eben in Kauf nehmen. Das, meine Damen und Herren, ist die Denkweise eines Nobelpreisträgers.

Aus dieser Position heraus ist der Einfluss von Nordhaus auf die Mainstream-Umweltpolitik sehr groß. Denn wie nicht anders zu erwarten, hat das Wirtschaftswachstum für die Eliten eines jeden Landes oberste Priorität. Die wirklichen Probleme werden aber auf die lange Bank geschoben.

Unsere Welt steht vor einer Klimaerwärmung von 1,1°C und wir können es uns nicht leisten, weiter Zeit zu verlieren. Dennoch wird der Kern des Problems verschleiert und die Klimakrise verschärft sich zusehends.

Point of no Return

Der Klimawandel hat bereits begonnen:

Extreme Wetterphänomene, die man früher als "Jahrhunderphänomen" eingestuft hätte, gehören heute zum "New Normal". Doch es ist erst der Anfang von dem was auf uns zukommt.


Im Juni 2020 in Sibirien stieg die Temperatur auf 38°C die höchste je gemessene Temperatur in der Region. Taut der Permafrostboden auf, werden große Mengen Methangas freigesetzt, was die Klimakatastrophe verschärfen wird.

Es entstehen Dominoeffekte, welche die Katastrophe verschärfen und zu einem nicht wieder rückgängig zu machenden Kollaps führen.

2022 überschwemmten riesige Fluten Paktistan, ein Drittel des Staatsgebiets.

Dürren in Afrika führen zu Hungersnöten.

Korallen sterben, ein Anstieg von 2°C würde zum Aussterben der Korallen führen.

Sommerliche Hitzewellen haben weitreichende Folgen auf die Ernte von Kulturpflanzen.

In Trockengebieten wie Kalifornien oder Australien kommt es häufig zu riesigen Waldbränden.

Taifune und Hurrikane nehmen zu.

Unwetter wie Starkregen nehmen zu. 2018 verursachte das westjapanische Unwetter einen Schaden von 1200 Milliarden Yen. Mittlerweile findet dort jedes Jahr so ein Unwetter statt.

Der schmilzende Eisschild der Antarktis und in anderen Gebieten, führt zu einem verheerendem Anstieg des Meeresspiegels. Im schlimmsten Fall stehen Städte wie New York oder San Franzisko unter Wasser.

Hunderte Millionen von Menschen bleibt nicht anderes übrig als umzusiedeln.

Um die Katastrophe noch abzuwenden, fordern Wissenschaftler, dass der durchschnittliche Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 unter 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau bleiben muss. Heute liegt der Anstieg bereits bei über 1°C. Daher sind sofortige Maßnahmen erforderlich. Konkret müsste der CO2-Anstieg bis 2030 halbiert und die Nettoemissionen bis 2050 auf Null reduziert werden.
Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir 2030 die Schwelle von 1,5°C und 2100 die Schwelle von 4°C überschreiten.

Wenn wir an die schwerwiegenden und irreversiblen Folgen des Klimawandels für die kommenden Generationen denken, gibt es keine Entschuldigung für unsere Gleichgültigkeit.

Es braucht einen großen Wandel und dieser besteht darin das kapitalistische System in Frage zu stellen.

Will Steffen und das Climate Change Institute der Australian National University konnten nachweisen, dass die menschliche Wirtschaftsweise seit der industriellen Revolution für den Anstieg der Umweltbelastung verantwortlich ist. Die wirtschaftliche Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und die damit einhergehende Zunahme der Umweltbelastungen wird auch als "Zeitalter der großen Beschleunigung" bezeichnet. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich diese Beschleunigung noch einmal verstärkt. Das Anthropozän steuert auf eine Katastrophe zu.

Wie die imperiale Lebensweise Opfer fordert

Der Begriff "Globaler Süden" bezeichnet die Regionen und die dort lebenden Menschen, die von der Globalisierung betroffen sind. Früher sprach man vom "Nord-Süd-Konflikt", heute lässt er sich geografisch nicht mehr so genau eingrenzen, da es im Süden Schwellenländer gibt, die einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt haben, während es im Norden Länder gibt, die als arm bezeichnet werden müssen.

Nach der Theorie des amerikanischen Soziologen Immanuel Wallerstein besteht der Kapitalismus aus einem "Zentrum" und einer "Perpherie". In der Peripherie werden billige Arbeitskräfte ausgebeutet, damit Waren mit großen Gewinnspannen verkauft werden können. Das führt zu einer Unterentwicklung der Peripherie und einer Überentwicklung der entwickelten Ländern.

Das Objekt der Ausbeutung ist jedoch nicht nur die menschliche Arbeitskraft, sondern auch die Schädigung der Umwelt. Durch ungleichen Austausch mit den Industrienationen werden dem globalen Süden Rohstoffe, Energie und Nahrung geraubt. Da der Kapitlismus bereits den Menschen als Werkzeug zur Kapitalakkumulation behandelt, ist auch die Umwelt nichts weiter als ein Zielobjekt für Raubbau.

In der Geschichte des Kapitalismus spielt sich im globalen Süden die Kehrseite des Kapitalismus ab. Hier einige Beispiele aus den letzten Jahrzehnten:

Ölpest von BP verursacht im Golf von Mexiko.

Amazonas Waldbrände gehen auf das Konto des multinationalen Agrafbusiness.

Schwerölpest vor der Küste von Mauritius von der japansichen Mitsui-Reederei betriebenen Wakashio.

Dammburch Brumadinho in Brasilien forderte 2019 um die 270 Menschenleben. Der Damm gehört Vale einem der größten Bergbauunternehmen weltweit. Er dient der Lagerung von Eisenerzabraum, einem schleimartigem Abfallgemisch aus Wasser und Mineralien.
Vale war bereits 2015 für einen ähnlichen Unfall verantwortlich, wo ein ganzes Dorf unter dem Schlamm begraben wurde und die umliegenden Flüsse und das Ökosystem verschmutzt wurde. Die Ursache war Mißmanagement.

Es waren in der Regel keine unglücklichen Ereignisse. In den meisten Fällen wiesen Experten, Arbeiter und Anwohner wiederholt auf die Unfallgefahr hin. Es waren menschengemachte Katastrophen, die sich abzeichneten, doch wegen höhere Kosten wurde das Risiko in Kauf genommen.

Die Menschen im globalen Norden, wir die Einwohner der Industrieländer, haben zweifellos eine Mitschuld an diesen Katastrophen. Wir brauchen Eisen, Benzin für unsere Fahrzeuge, Baumwolle für unsere Kleidung oder Rindfleisch. Ohne die Ausbeutung der Arbeitskräfte und Plünderung der Rohstoffe, wäre unser Leben in Wohlstand unmöglich.

Die imperiale Lebensweise bezeichnet die Massenproduktions- und Massenkonsumgesellschaft. Die sich verschlechternden Lebensbedingungen im globalen Süden sind eine der Grundvorrausetzungen des Kapitalismus und das Verhältnis Dominanz und Unterordnung ist kapitalistischer Normalbetrieb.

Wenn uns der globale Süden am Herzen liegt, müssen wir unseren Lebensstandard senken.

Doch wir haben uns zu Komplizen der imperialen Lebensweise gemacht:

Fast Fashion

Fast Fashion ist gänzlich Teil unseres Lebens geworden. Die Kleider werden unter miesen Lebensbedingungen von Arbeitern und Arbeiterinnen in Bangla Desh gefertigt.
Der Einsturz des Gewerbegebäudes in "Rana Plaza" erlangte 2013 traurige Berühmtheit und kostete 1000 Menschen das Lebens. Auch hier wurde am Tag davor auf merkwürdige Veränderungen in den Wänden hingewiesen.

Baumwolle

Die Baumwolle für die bengalische Textilproduktion wird von mittellosen indischen Bauern angebaut, bei brütender Hitze von 40° C. Wegen der verstärkten Nachfrage hat man sie dazu gebracht genetisch veränderte Baumwolle anzubauen. Dadurch ging das eigene, traditionelle Saatgut verloren. Nun müssen sie jedes Jahr das genetisch veränderte Saatgut und die dazu gehörigen chemischen Düngemittel und Unkrautvernichtungsmittel kaufen. Bleibt ein Jahr wegen Dürre die Ernte aus, müssen sie sich verschulden, was schon zu vielen Selbstmorden geführt hat. Fehlende Schutzmaßnahmen führen zu Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln.

Palmöl

Palmöl bildet die Grundlage unserer Nahrungsmittel wie, Süßigkeiten, Backwaren, Fast Food. Palmöl ist oxidationsbeständig und findet sich in 90% der Lebensmittel. Es wird hergestellt in Malaysia, Indonesien mittels der Ölpalme, deren Abbaufläche sich dieses Jahrhundert verdoppelte und somit die Zerstörung des Regenwaldes rapide fortschreitet. Das hat verheerende Folgen für Waldbewohner und die Flora und Fauna. Wird der Regenwald zur Plantage erodiert der Boden und Düngemittel und Pestizide werden im großen Stil eingesetzt und in die umliegenden Flüsse geschwemmt, was zur Verminderung des Fischbestands führt, der Nahrungsgrundlage der Einheimischen. Diese müssen nun noch mehr Geld auftreiben, um Proteine zu kaufen, welches sie durch Jagd auf aussterbende Tierarten erreichen.

Avocados

In Chile werden Avocados für die Industrienationen angebaut, die riesige Mengen Wasser benötigen. Wasser, welches für die örtliche Landwirtschaft fehlt. Chile opfert sein eigenes Trinkwasser und seine Ressourcen für den Nahrungsmittelexport.

Öl / Flaring Gas

Im Irak und auch in anderen Gebieten des globalen Südens wird bei der Erdölförderung überschüssiges Gas abgefackelt, direkt neben Wohngebieten. Man nennt es Flaring. Durch den hohen Druck wird nicht alles Gas verbrannt und es regnet Öl. Die Luft ist kaum zu atmen und viele Menschen bekommen Krebs. Das Gas wird normalerweise zu Benzol verarbeitet, aber das wirft nicht genug Gewinn ab. Es ist zwar gesetzlich festgelegt, dass in der Nähe von Wohngebieten kein Gas abgefackelt werden darf, aber die großen Firmen interessiert das nicht und es wird nicht geahndet. siehe Mediathek Monitor

Überfischung

Die Meere werden leer gefischt. In vielen Küstenregionen, wo die Einheimischen seit Generationen vom Fischfang lebten, ist das nicht mehr möglich, durch die Überfischung der Meere mit riesigen Fangschiffen oder schwimmenden Fischfabriken. Hinzu kommt, dass die Fangmethoden oftmals die Meeresböden dauerhaft schädigen. Die große Menge an Plastik in den Weltmeeren besteht zu 50% aus alten Fischernetzen und sonstigem Müll der Fischereiindustrie.

Landwirtschaft

In Afrika werden einheimische Bauern von ihrem angestammten Grund und Boden vertrieben, auf dem sie seit Generationen Landwirtschaft im kleinen Stil betreiben. Große, meist ausländische Firmen errichten dort Plantagen für den Lebensmittel- oder Schnittblumen- Export in die Industrienationen. Das Versprechen der Firmen, Arbeitsplätze zu schaffen, ist lächerlich, da es nur ein paar Leute braucht, diese Plantagen zu betreiben.

Deutsche Entwicklungshilfe ist in der Regel keine Einbahnstraße, bei der Hilfsgelder in ein Land fließen, um dort die Not zu lindern, sondern es geht um Geschäfte
siehe diesen Beistrag von Thürigen Radio.
siehe dazu auch dieses Video "Konzerne als Retter- Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe".

Entwicklungshilfe in Sachen Landwirtschaft sieht in der Regel so aus, dass die Bauern abhängig gemacht werden. Sie kaufen genverändertes hybrides Saatgut, was bedeutet, es muss jedes Jahr neu gekauft werden. Dazu kommen die Pestizide und Düngemittel. Es werden Landmaschinen an reiche Bauern verkauft, damit diese Waren für den Export anbauen können. Kleine Bauern und ihre Interessen bleiben außen vor.
Die erworbenen Landmaschinen müssen abbezahlt werden, außerdem braucht es Ersatzteile.

Stephan Lessenich Soziologe führt aus, dass das Abwälzen der Kosten und bzw. auch Kompensationszahlungen in die Ferne sowie die erwähnte Unsichtbarmachung für "Wohlstand" der Industrienationen unerlässlich seien. Er benennt und kritisiert diese Entwicklung als Externalisierungsgesellschaft.

Die Externalisierungsgesellschaft schafft ständig Peripherien, wohin Belastungen abgewälzt werden. Dadurch ist unsere Gesellschaft zu Wohlstand gekommen.

Die Abwälzung der Lasten auf Menschen und Ökosysteme, die "irgendwo da draußen" sind, sowie die Nichtzahlungen ihrer wahren Kosten ist die Grundvorrausetzung unser Existenz in Saus und Braus.

Wir haben eine dunkle Ahnung, dass es uns nur gut geht, weil es anderen schlecht geht, aber wir wollen es nicht wissen. Wir ertragen den Anblick nicht, obwohl wir wissen, das wir die Ursache der Ungerechtigkeiten sind, wünschen wir uns insgeheim, dass der jetzige Zustand aufrechterhalten wird.

Die Übernutzung der Peripherien

Im Kapitalismus wird der Erde alles entrissen, was zu entreißen ist: Erdöl, Nährstoffe, seltene Erden. Das stellt für die Erde eine ungeheure Belastung dar. Letzten Endes sind die Ressourcen begrenzt. Verschwindet der Spielraum für weitere Externalisierung kehren die negativen Konsequenzen zurück zum Anfang zu den Industrienationen. Das beste Beispiel ist die Klimakatastrophe, welche gerade im Gange ist.

Wer in einer Welt begrenzter Ressourcen an exponentielles Wachstum glaubt, ist entweder verrückt oder Wirtschaftswissenschaftler.

Kenneth E. Boulding Wirtschaftswissenschaftler

Das alles ist nicht neu, schon in den 1980er Jahren wurden Debatten um Umweltverschmutzung geführt. Hier in Deutschland gab des den Bestseller von Hoimar von Ditfurth "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen". Vieles was Hoimar von Ditfurth vorrausgesagt hat ist eingetreten.

Schon 1988 warnte der Nasa Forscher E.Hansen das mit 99% Wahrscheinlichkeit der Klimawandel von Menschen verursacht werde. Hätte man Maßnahmen ergriffen beispielsweise von bequemen 3% Reduktion der CO2 Emmissionen, gäbe es vielleicht keine Klimakrise.

Doch gerade in der Zeit fiel die Berliner Mauer und die Sowjetunion brach zusammen und es breitete sich der Neo-Liberalismus US-amerikanischer Prägung über die gesamt Welt aus. Auch die Theorien von Nordhaus fallen in diese Zeit. Wertvolle 30 Jahre wurden vergeudet.

Greta Thunberg die schwedische Klimaaktivistin brachte die Heuchelei der Erwachsenen in Sachen Klimaschutzmaßnahmen ans Licht. Auf der UN Klimakonferenz COP24 im Jahr 2018 kritisierte sie:

Ihr sprecht bloß über grünes, ewiges Wirtschaftswachstum, weil ihr zu viel Angst davor habt, unpopulär zu sein.... Dass ihr nicht auf die Wissenschaft hört, liegt daran, dass ihr nur an Lösungen interessiert seid, die es euch ermöglichen, weiter zu machen wie bisher. Doch solche Lösungen gibt es nicht mehr. Das liegt daran, dass ihr nicht gehandelt habt, als es noch nicht zu spät war.

Gegen Ende der Rede hielt Greta fest, dass, wenn es innerhalb des Systems keine Lösung geben würde, das System selbst geändert werden müsse. Mit System ist wohl der Kapitalismus gemeint.

Angesichts dessen Geschichte gibt es wenig Hoffung, dass Staaten und Großkonzerne jemals ausreichende Klimaschutzmaßnahmen ergreifen werden. Anstelle von Lösungen hat der Kapitalismus nur Auslagerungen, Ausbeutung und Belastungen im Angebot.

Schon Marx erkannte Mitte des 19.Jahrhunderts das Problem der Externalisierung in die Peripherien. Der Kapitlismus lagert seine Problem in die Ferne aus und macht sie dadurch unsichtbar. Die Probleme vergrößern sich und es kommt zwangsweise zu einer festgefahrenen Situation und irgendwann zum Kollaps. Man kann 3 verschiedene Kategorien der Auslagerung ermitteln:

  1. technische Auslagerung
  2. räumliche Auslagerung
  3. zeitliche Auslagerung

Die technische Auslagerung: Störung des Ökosystems

Die Umweltkrise durch technologische Entwicklung überwinden.
Das hat Marx hat am Beispiel der Bodenerschöpfung veranschaulicht. Anstatt einer biodynamischen Landwirtschaft mit einem Bodenkreislauf, wobei Nährstoffe in den Boden zurück geführt werden, wird mittels Kunstdünger gewirtschaftet, was auf lange Sicht zu einer Erschöpfung der Böden führt.

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Bodennährstoffe können von Pflanzen erst durch Verwitterung von Gestein aufgenommen werden. Ein extrem langwieriger Prozess. Daher ist es unumgänglich die von Pflanzen absorbierten Nährstoffe wieder zuzuführen. Das Gesetz des Ersatz oder auch Bodenkreislauf genannt.

Im Kapitalismus kommt es jedoch zu einem Bruch, die Nahrungsmittel werden in die Städte verkauft und konsumiert. Die Nährstoffe werden nicht zurückgeführt sondern in die Toiletten gespült.

Eine biodynamische Landwirtschaft nach tradionellem Schema würde mit einer bestimmten Fruchfolge anbauen und die Felder in einem bestimmten Zyklus brach liegen lassen. Der Kapitalismus zwingt hingegen eine Monokultur ohne Ruhezeiten auf. Der Boden verliert seine Nährstoffe. Die irrationale kapitalistische Landwirtschaft opfert für den kurzfristigen Gewinn den Fruchtbarkeit der Böden.

Es wurde das Haber Bosch Verfahren entwickelt. Damit kann Amoniak industriell hergestellt werden, was die Massenproduktion von Kunstdünger ermöglicht. Für die Herstellung wird Stickstoff der Atmosphäre entnommen und Wasserstoff aus fossilen Brennstoff wie Erdgas. Es macht 3 bis 4 Prozent der gesamten Erdgasmenge aus und führt zu hohen Mengen an CO2 Emmissionen.

Durch den Rückfluss von Stickstoff werden Gewässer, Böden und das Grundwasser verschmutzt bis hin zur Unfruchtbarkeit der Böden auf lange Sicht. Gemüse und Tiere werden anfällig für Seuchen. Düngemittel, Pestizide und Antibiotika finden ihren Weg zurück in die Natur und zerstören Ökosysteme. Die Unternehmen beharren auf "keinen Kausalzusammenhang". Technische Auslagerung löst keine Probleme, sondern verschärft sie durch mißbräuchliche Verwendung der Technik.

Die meisten Landwirtschaftsminister der letzten 40 Jahre in Deutschland hatten hochbezahlte Jobs in der Industrie für landwirtschaftliche Produkte wie Düngemittel, Pestizide etc. Desweiteren gibt es eine starke Lobby hier in Deutschland und im Europaparlament, die dafür sorgen, dass die Grenzen für den erlaubten Nitratausstoß in der Landwirtschaft, die von wissenschaftlicher Sicht aus zulässige Menge, weit überschreitet.
Siehe diese Doku der ARD Gekaufte Agrarpolitik

Räumliche Auslagerung: Externalisierung und ökologischer Imperialismus

Marx betrachtet auch die räumliche Externalisierung an einem Beispiel im Kontext der Bodenerschöpfung.

Vor dem Haber-Bosc Verfahren wurde am Anfang des 19.Jahrhunderts der Guano Kot der Vögel hals Düngemittel entdeckt.

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Es sind die Ablagerungen versteinerter Exkremente von Vögeln in Südamerika. Der schrankenlose Guanoabbau führte zu einer brutalen Unterdrückung der Bevölkerung und der Ausbeutung von ca. 90000 chinesichen Kuli Arbeitern. Die rasche Erschöpfung von Guano führte zu einem starken Rückgang der Vogelpopulation und war außerdem Grund für den Ausbruch des Guanokrieges (1864-66) zwischen Spanien und einigen südamerikanischen Ländern.

In der heutigen Zeit wird unser Plastikmüll, der Elektroschrott und sogar gefährlicher Sondermüll in arme Länder exportiert.  Auch das ist eine Form von räumlicher Externalisierung.

Wie man sieht, werden die Widersprüche in einer für das Zentrum vorteilhaften Weise aufgelöst, in Form eines ökologischen Imperialismus.

Zeitliche Auslagerung nach uns die Sintflut

Das beste Beispiel für die zeitliche Auslagerung ist der Klimawandel. Die Auswirkungen des massenhaften Verbrauchs fossiler Brennstoffe verursacht den Klimawandel, aber dieser wirkt sich erst nach Jahrzehnten aus.

Das hat dazu geführt, dass der Klimawandel jahrzehntelang ignoriert wurde oder und behauptet wurde, es fehle der wissenschaftliche Beweis eines Zusammenhangs zwischen Klimaerwärmung und CO2 Ausstoß. 

Mit den bereits getätigten Investionen wie Bergbaumaschinen Kohlekraftwerken, Piplines werden weiter Gewinne gemacht und die Stimme zukünftiger Generationen wird ignoriert.

Die Zukunft wird geopfert, damit die heutige Generation in Wohlstand leben kann. Nach uns die Sintflut.

Das Argument, die Wirtschaft muss weiter florieren, damit neue Technologien erfunden werden, die den Klimawandel aufhalten, ist angesichts der Dringlichkeit nicht haltbar. Selbst wenn es heute schon die Technologien geben würde, wäre die Technik gar nicht in der Lage die Probleme zu bewältigen, weil es viel zu lange dauert bis sie im großen Stil eingesetzt wird und zum Tragen kommt, weil sie nicht mehr mit dem Tempo der Umweltzerstörung mithalten kann.

Die Doppelbelastung der Peripherien

Wie man sieht hat der Kapitalismus als Lösung nur Auslagerungen parat ungeachtet der negativen Konsequenzen für die Peripherien.

Nachdem die Peripherien durch ölologischen Imperialismus ausgeplündert wurden, werden ihnen ungerechterweise noch zusätzlich die zerstörerischen Folgen der Auslagerung aufgedrückt.

Der Auslagerung ist es zu verdanken, dass der Kapitalismus noch keinen todbringenden Schlag erlitten hat. Für weite Teile wird es ölologisch schon zu spät sein, bis auch die Bevölkerung der Industrienationen mit großen ölologischen Problemen konfrontiert wird.

Bevor der Kapitalismus in sich zusammenbricht, wird die Erde schon ein lebensfeindlicher Ort geworden sein.

Oder wie Klimaktivist Bill McKibben sagte:

Bevor und das Erdöl ausgeht, wird uns der Planet ausgehen.

Die Krise wird sichtbar

Oberflächlich betrachtet scheint die kapitalistische Gesellschaft noch in ganz guter Verfassung zu sein jedoch wird die Krise sichtbar. Da Länder wie China und Brasilien, die bisher das Auffangbecken der Externalisierung waren, jetzt selber ein rapides Wirtschaftwachstum erreichen schrumpfen die Möglichkeiten der Auslagerung. Es können nicht alle Länder gleichzeitig Externalisierungsmaßnahmen betreiben.

Die Auslagerung von Umweltbelastungen in den globalen Süden stößt an ihre Grenzen.

Durch den Verlust billiger Arbeitkräfte im Ausland sinken die Profitraten und die Ausbeutung der Arbeiter in den Industrienationen nimmt zu.

Der Müll, der in die dritte Welt verschifft wurde findet als Mikoplastik den Weg zurück in unseren Alltag. Wir essen jede Woche soviel Plastik, wie es einer Kreditkarte entspricht.

Wir werden von Hitzewellen, Waldbränden und Übeflutungen geplagt.

Flüchtlinge, die wegen der Klimakrise oder wegen Kriegen gezwungen sind auszuwandern, führen hier zum Aufstieg der Rechtspopulisten, was eine Gefahr für die Demokratie bedeutet.

Die Ursachen für Kriege beispielsweise des Syrienkrieges liegen ebenfalls im Klimawandel. Im ganzen Land kam es zu lang anhaltenden Dürreperioden und folglich zu Mißernten, die viele Menschen in Armut stürzten. So wächst die Wahrscheinlichkeit sozialer und religiöser Konflikte.

Durch die Aufzehrung der Peripherie wird es immer schwieriger die Augen vor der Krise zu verschließen.

Wir können nicht sagen: "Nach uns die Sintflut", denn die Sintflut schwappt schon an unsere Haustür.

Die Rechtspopulisten nutzen diese Krisen und Unsicherheiten der Bevölkerung für ihre nationalistische Hetzpropaganda. So wird die Gesellschaft gespalten und die Demokratiekrise verschärft sich. Es ist nicht undenkbar, dass ein autoritärer "Führer" an die Macht kommt und wir in einem Regierungssytem landen, dass man als "Klimafaschismus" bezeichnen müsste.

Dieser Moment der Krise eröffnet aber auch die Möglichkeit, dass die Bevölkerung der Industrienationen sich der Realtität stellt, die sie mitverursacht hat.

Erwartet uns mit dem Kollaps des kapitalistischen Systems der Sturz ins Chaos oder wird es durch ein anderes Gesellschaftssystem ersetzt werden, das Stabilität garantiert. An jener Gabelung des Kapitalismus sind wir jedenfalls schon angekommen.

Kapitel 2
Die Grenzen des Klima-Keynesianismus