Systemsturz

Der Degrowth Kommunismus rettet die Welt

Die Corona Pandemie als beispielhafte Krise

Die Jahrhundertpandemie zeigte, wie in Zeiten einer Krise politisch verfahren wird. Chinas Maßnahmen waren zwar erfolgreich, aber die Menschen wurden vom Staat massiv unterdrückt. In Europa empörte man sich zwar erst darüber, aber später wurden ähnliche Mittel eingesetzt, die vom Großteil der Bevölkerung mehr oder weniger akzeptiert wurden, obwohl sie den Eindruck hatten, dass die Regierung nicht wirklich Herr der Lage ist. In den USA entwickelten sich rechtsextreme, bewaffnete Gruppierungen wie die Boogaloo Bewegung, die einen Bürgerkrieg planten. Es gab zwar in Europa auch viele Proteste, jedoch ordnete sich die Massen, den Maßnahmen des Staates unter.

In einer Krise, wo es um Nahrungsmittel geht, wird dann der Ruf nach Zwangsmaßnahmen laut? Finden wir uns dann in einem Klimafaschismus wieder, wo Flüchtlinge eingesperrt werden? Oder wird es ein Klimamaoismus, wo der Staat die Emissionsmenge eines jeden überwacht und Strafen verhängt? Wenn der Staat jedoch nicht mehr funktioniert und zum Stillstand kommt, weil ihm keine Möglichkeiten mehr bleiben, rutschen wir dann in die Barbarei? Ein Krieg aller gegen alle.

Der Kapitalismus ist jedenfalls kein geeignetes Mittel um eine Nahrungsmittelkrise zu lösen, weil es dabei nur darum geht Nahrungsmittel möglichst teuer zu verkaufen. Der Kapitlismus interessiert sich nicht für den Gebrauchswert.

Schauen wir uns folgende Grafik nochmal an, mit einem 4ten Weg als Degrowth Kommunismus.

Warum Kommunismus? Solange wie wir noch in Friedenszeiten leben, sollten wir doch versuchen einen Weg zu finden der auf gegenseitiger Hilfe basiert. Um Rechtsextemismus oder Barbarei abzuwehren, ist eine Gesellschaft nötig, die auf Communities setzt, welche eine Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern sicherstellt.

Gerade in Friedenszeiten ist es wichtig, sich für die kommende Krise zu wappnen, indem man sich Fähigkeiten in gegenseitiger Hilfe und Autonomie aneignet.

Auf lange Sicht funktionieren halbgare Lösungen, wie sie in den vorangegangen Kapiten aufgeführt wurde nicht. Daher sollte die Lösung heißen "Kommunismus statt Barbarei"

Thomas Pikettys Hinwendung zum Sozialismus

Die Meinung, die hier im Buch vertreten wird, steht nicht allein. Thomas Piketty dessen Buch Das Kapital im 21. Jahrhundert ausgezezeichnet wurde durch die Friedrich Ebert Stiftung vertritt die gleiche Meinung wie Kohei Saito.

Vor allen Dingen in dem Buch Kapital und Ideologie fordert Piketty die Überwindung des Kapitalismus in Form eines partizipativen Sozialismus, die auf Sozialeigentum, Bildung, Wissenverbreitung und Machtaufteilung setzt.

Er kritisiert die sozialdemokratischen Parteien, da ihr Focus nicht auf der Arbeiterklasse liegt, sondern auf wohlhabenden Intelektuellen.

Angesichts des Klimawandels bräuchte es eine Vergesellschaftung der Betriebe durch die Arbeiter, sowie betriebliche Mitbestimmung. Managemententscheidungen die auf der Grundlage der Dividendenmaximierung getroffen werden prangert Piketty an.

Der paritzipative Sozialimus ist der Kernpunkt der Commons und unterscheidet sich völlig von Sozialimus in der Sowjetunion, da dort die Entscheidungen in der Hand der Experten lagen.

Piketty stellt fest, dass der Übergang zum partizipativen Sozialismus von staatlicher Macht abhängig ist. Wenn der Staat den Kapitalismus durch Steuern zügeln will, gewinnt er an Stärke. So könnte es zu einem Klima-Maoismus kommen. Wenn also eine unbegrenzte Wertsteigerung verlangt wird, kommt es zu "unheilbaren Riss" zwischen Mensch und Natur. Laut Marx ist hier der einzige Weg, die Arbeitsprozesse an die Natur anzupassen.

Es besteht der allgemeine Irrglaube, der Kommunismus stehe für die Abschaffung und Verstaatlichung des Privateigentums, doch selbst die Besitzfrage ist nicht das grundlegende Problem. Wirklich essenziell ist die Umwälzung von Arbeit und Produktion.

Die Unwälzung beginnt am Ort der Arbeit und Produktion

In diesem Buch steht die Frage der Produktion im Mittelpunkt. In vielen anderen Degrowth Bewegungen, wird dieses Thema gar nicht angesprochen. Stattdessen setzen sie in Fragen des Konsumismus auf Aufklärung und Selbstbeschränkung.

Da der Klimawandel ein so riesiges Problem globalen Ausmaßes ist, neigen die Menschen dazu in Pessimismus zu verfallen. Allein kann man doch nichts bewegen. Die Politiker, die die Macht hätten etwas zu verändern, setzen sich nicht wirklich mit der Klimakrise auseinander. Daher verlieren die Menschen die Hoffnung. Doch wenn die Hoffnung aufgegeben wird, erwartet uns die Barbarei. Es gibt jedoch auch Beispiele, wo Aktionen, welche die Produktion betreffen, langsam Früchte tragen:

Detroit war das Zentrum der amerikanischen Automobilindustrie. Nach dem Niedergang dieser Industrie wurde die Stadt dem Verfall preisgegeben, Menschen zogen weg, die Kriminalität stieg. Doch die Menschen gaben nicht auf.

Da die Mieten niedrig waren eröffneten sich hier neue Möglichkeiten beispielsweise in Form von urbaner Landwirtschaft. Arbeiterkooperativen und Freiwillige belebten die Stadt durch ökologische Landwirtschaft. Es wurde unter den Bewohnern ein lokales Netzwerk aufgebaut, welches Restaurants beliefert und die Produkte auf lokalen Märkten verkauft. Die Vegetation kehrte zurück. Die Kriminalität sank, da entfremdete Communitymitglieder zueinander fanden.

Weltweit gibt es mehr und mehr solcher Kooperativen. In Kopenhagen wurden Obstbäume gepflanzt, deren Früchte kostenlos gepflückt werden dürfen. Es wurde eine sogenannte Edible City, eine essbare Stadt.

Desweitern gibt es viele Initiativen, die mehr Radwege fordern und Widerstand gegen die Autogesellschaft leisten. Es ist ein Schritt in Richtung Wiedererlangung des Commons der Straße.

Diese Bewegungen bewirken auch etwas in den Köpfen der Menschen. Die Hoffnungslosigkeit und Fantasiearmut könnte ersetzt werden durch Gedanken wie: Was wäre wenn Detroit die gesamten Nahrungsmittel selbst produziert? Was wäre wenn Städte komplett autofrei gemacht würden? Der Kopf akzeptiert die bestehende Ordnung, doch durch solche Initiativen entsteht die Fantasie der Herrschaft des Kapitals etwas entgegenzusetzen und wieder Hoffnung zu schöpfen.

Das Kapital im Anthropozän

Der Degrowth Kapitalismus und die Umgestaltung zu einer Produktion, die den "Riss" zwischen Mensch und Natur flickt fasst Marx in 5 Punkten zusammen.

Die fünf Säulen des Degrowth Kapitlismus

Wandel zu Gebrauswertwirtschaft

Im Kapitel 6 wurde der Unterschied zwischen Wert und Gebrauchswert aufgeführt. Der Kapitalismus hat nur Interesse am Wert und nicht am Gebrauchswert einer Ware. Egal was es ist, Hauptsache es verkauft sich, egal ob es benötigt wird, ob es lange hält, ob es die Umwelt schädigt. Im Zeitalter der Klimakrise ist so eine Denkweise lebensbedrohlich. Schon in der Coronakrise hat man gesehen, dass nicht genügend Masken zur Verfügung standen. Was, wenn es um Trinkwasser, Nahrung, Strom, Wohnung und Erhalt der Ökosysteme geht? Priorität sollte nicht der Profit sein, sondern der Gebrauchwert. Es geht nicht um die Steigerung des B.I.P. sondern um die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse. Die Produktion muss auf nötige Dinge begrenzt werden. Die Menschen sollten auf übermäßigen Konsum verzichten.

Verkürzung der Arbeitszeit: Für weniger Arbeitszeit und mehr Lebensqualität

Würde man nur Waren herstellen die vonnöten sind und auf die Produktion von unnötigem Plunder verzichten, gäbe es auch weniger unnötige Arbeit. Marketing, Werbung, Verpackungen und andere Maßnahmen, die die Begierden der Menschen unnötig wecken, sollten verboten werden.

Es sollte möglich sein, die Menschen aus der Lohnsklaverei zu befreien. Desweiteren ist es wichtig, dass man die Arbeit in etwas Erfüllendes und Attraktives verwandelt.

Aufhebung uniformer Arbeitsteilung:
Für die Wiederherstellung der Kreativität der Arbeit

Ist die Arbeit stressig oder langweilig flüchten sich viele Menschen in den Konsumismus. Es geht also nicht darum, die Arbeit durch Maschinen zu verkürzen oder zu ersetzen, sondern Arbeit sollte etwas kreatives sein, eine sich als Individiuum zu verwirklichen.

Laut Marx ist der erste Schritt die Aufhebung der Arbeitsteilung in einzelne, monotone Arbeitsschritte. Die Arbeit sollte nicht nur Mittel zum Leben sein, sondern die Arbeit selbst ist ein Lebensbedürfnis.

Hebt man die uniforme Arbeitsteilung auf, um die Arbeit wieder menschenwürdig zu machen, ist die Effizienssteigerung nicht mehr die vordringlichste Angelegenheit. Stattdessen haben Nutzen der Arbeit und gegenseitige Hilfe Priorität.

Demokratisierung des Produktionsprozesses:
Je demokratischer der Produktionsprozess,
desto langsamer die Wirtschaft.

Die Arbeiter müssen das Recht haben Entscheidungen über die Produktion zu treffen. Auch Piketty fordert diese Vergesellschaftung. Damit unterliegt "was, wie und wie viel" produziert wird, einem demokratischen Prozess. Das braucht selbstverständlich Zeit und führt zu einer wünschenswerten Verlangsamung der Wirtschaft.

Die Sowjetunion hat solche Entscheidungen nicht zugelassen. Im Kapitlismus unterliegen diese Entscheidungen dem Management, welches die Interessen einiger Großaktionäre in den Vordergrund stellt.

Die Demokratisierung der Arbeitsprozesse wird die gesamte Gesellschaft verändern. Hierbei sollte auch das Wissen als Common allen zur Verfügung stehen. Das heißt Patente, die einzig und allen Pharmakonzernen hohe Gewinne bereiten, sollten verboten werden. Das Wissen sollte allen Menschen zur Verfügung stehen.

Gleiches gilt für die Software. Programme zu Autos, Hörgeräten, Fernseher etc. sollten zumindest dem Käufer zugänglich sein, damit Reparaturen oder Verbesserungen möglich sind.

Im Internet findet man unzählige Beispiele von Programmen, die von einer Community erstellt wurden und allen kostenlos zur Nutzung und Weiterentwicklung zur Verfügung stehen. Man sieht an diesen Beispielen, dass Menschen bereit sind einander zu helfen und in Form von Communities etwas zu entwickeln, das allen nutzt. Zu nennen wäre hier die Freie-Software-Bewegung, die 1984 von Richard M. Stallmann ins Leben gerufn wurde.

Demegegenüber steht die Preispolitik von Softwaregiganten wie Adobe, die ihre Programme nur noch vermieten. Dem User gehört gar nichts, er hat nur die Nutzungsrechte für den Zeitraum, in dem er zahlt.

Anm. M.Albers

Verriegelte Technologien bewirken die Schaffung künstlicher Knappheit. Dadurch werden aber auch Innovationen und Weiterentwicklung dieser Technologien unterbunden. Wissen, dass allen gehört fördert Innovationen.

Offene Technologien, die für die Umwelt verträglich sind und den Arbeitern Erleichterung bringen, als Common weiterzuentwickeln, danach strebt der Kommunismus.

Fokus auf systemrelevanter Arbeit: Für einen Wandel zur Gebrauchswirtschaft und die Wertschätzung arbeitsintensiver systemrelevanter Arbeit

Die Automatisierung, die von vielen in den Himmel gelobt wird, hat seine Grenzen. Es gibt eine sogenannte arbeitsintensive Industrie, in welcher eine Mechanisierung nicht möglich ist, beispielsweise in der Pflege- und Sorgearbeit, bei Lehrern, Erziehern, Sozialarbeitern.

Im Degrowth Kommunismus wird diese Arbeit wertgeschätzt und ihr ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Man kann die Produktivität nicht einfach erhöhen, weil das zu Qualitätsverlust führt.

Ein weiterer Grund warum dieser Arbeitsbereich im Degrowth Kommunismus eine besondere Stellung einnimmt ist, dass das Care-Arbeitspersonal sich weltweit gegen die Logik des Kapialismus auflehnt. Man spricht vom Aufstand der versorgenden Klasse. Ihre Arbeit die mit Leidenschaft ausgeführt wird, wird durch Niedriglöhne und lange Arbeitszeiten ausgebeutet. Sie werdem von Managern tyrannisiert, die nur unnötige Regeln und unnötigen Verwaltungsaufwand schaffen.

In Japan kam es zunehmend zu Streiks und dazu, dass die Belegschaft geschlossen die Kündigung einreichte. Durch die mediale Aufmerksamkeit, gewinnen solche Initiativen mehr und mehr Solidarität in der Bevölkerung und dass nicht nur in Japan sondern global. Eine Solidarität gegen Bullshit Economy, die den Gebrauchswert verachtet und für gegenseitige Hilfe, die in eine andere Gesellschaft führt.

Diese Solidarität müsste auch mit anderen, umfangreicheren und radikalen Entwicklungen verbunden werden. Solche Aufstände können auch mit der Selbstverwaltung verknüpft werden.

In Japan kam es 2019 in Tokio zum Konkurs einer Kindergrippe. Anstatt die Kinderkrippe zu schließen und alle zu entlassen, entschied sich das Betreuungspersonal die Kinderkrippe selbst zu verwalten. Das Know-How war ja vorhanden. Es stellte sich heraus, das vorige Mangement völlig überflüssig war und er Betrieb problemlos weiterlaufen konnte.

Dieser Versuch zeigt, dass die Arbeiter sehr wohl in der Lage sind, ihren Betrieb selbst zu führen und die Produktion in die eigenen Hände zu legen.

Der Degrowth Kommunismus flickt den Riss im Stoffwechsel

Auch wenn diese Bestrebungen nur winzig klein erscheinen, gibt es weltweit noch mehr Beispiele antikapitalistischen Widerstands. Jeder einzelne ist ein Mosaikstein eines größeren Bildes.

Vor allem in Städten, die aufgrund des Kapitalismus verarmt sind, wächst eine neue Art des Wirtschaftens und neue Möglichkeiten des Widerstands. Viele dieser Bewegungen beinhalten zumindest die Saat des Degrowth-Kommunismus.

Das Konzept des buen-vir bedeutet gutes Leben. Es ist ein Ausdruck, der aus der Sprache der Ureinwohner Ecuadors ins spanische übersetzt wurde und 2008 in die neu verabschiedete Verfassung von Ecuador aufgenommen wurde. Damit wird der Staat verpflichtet den Bürgern ein buen vir, ein gutes Leben zu garantieren.

Dieser Slogan verbreitete sich erst in ganz Südamerika und wird mittlerweile auch weltweit verwendet. Hierbei geht es darum, von den Ureinwohnern zu lernen. Nach einem Streben, welches sich nicht nach dem BIP richtet sondern nach dem BIG dem Bruttoinlandsglück.

Ein weiteres Beispiel sind die Proteste gegen die Ölpipeline in der Standing Rock Reservation in North- und South Dakota. Ureinwohner und Weiße schlossen sich zusammen, um die heilige Wasserquelle zu schützen. Naomi Klein eine der führenden Aktivistinnen bezog klar Stellung für die Überwindung des Kapitalismus.

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die Klimakrise als Hebel