Eine Rücknahme des Wirtschaftswachstum oder ein Postwachstum ist die Alternative zum grünen Wirtschaftswachstum. Doch welche Art des Degrowth braucht es.
Weltweit gibt es Milliarden Menschen die keinen Zugang zu Elektrizität, Trinkwasser, Bildung oder aussreichend Nahrung haben. Für diese Menschen ist Wirtschaftswachstum unumgänglich.
In der Entwicklungsökonomie wird die Ansicht vertreten, dass Wirtschaftswachstum die Lösung zur Nord-Süd-Problematik ist. Es werden verschiedene Arten der Entwicklungshilfe geleistet. Vielleicht mögen gute Absichten dahinterstecken, doch das auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Modell der Entwicklungshilfe steckt in der Sackgasse. Dieses Modell wird von der Weltbank und dem IWF vertreten doch es gibt viel Kritik dazu.
Eine Kritikerin ist die bekannte Wirtschaftwissenschaftlerin Kate Raworth, die lange bei OXFAM beschäftigt war.
Kate Raworth stellt die Frage: Welches Maß an wirtschaftlicher Aktivität ermöglicht den Wohlstand der Menschen in einem Ökosystem mit begrenzten Ressourcen?
Das Modell der Donut-Ökonomie dient zur Beantwortung dieser Frage. Der innere Kreis stellt die gesellschaftlichen Grundlagen dar, wobei der äußere Kreis die Obergrenze definiert.
Ohne die Grundlagen ist Wohlstand nicht möglich. Wenn die materiellen Grundlagen fehlen und die Menschen sich nicht ihren Fähigkeiten nach entfalten können, ist eine gerechte Gesellschaft unmöglich. Das entspricht dem Zustand der Entwicklungsländer.
Sich frei zu entfalten bedeutet nicht, tun und lassen können was man will, denn ohne Nachhaltigkeit ist der Wohlstand der kommenden Generationen gefährdet. Die jetzige Generation muss innerhalb eines bestimmten Limits leben. Das ist die "ökologische Obergrenze", die auf den planetaren Grenzen beruhen, dargestellt durch den äußeren Ring des Donuts.
Ein Wirtschaftssystem, welches möglichst vielen Menschen erlaubt zwischen Unter- und Obergrenze zu leben, schafft eine nachhaltige, gerechte Gesellschaft.
Wie wir wissen sind die Menschen weit davon entfernt. Die einen zerstören die Umwelt, die anderen leben in Armut und Ungerechtigkeit.
Dieses System von Raworth erregte viel Aufmerksamkeit und zog weitere Studien nach sich wie beispielsweise eine Studie von Daniel W. O. Neil, welche die Donut-Ökonomie in 150 Ländern untersuchte. Er ging der Frage nach: leben die Menschen innerhalb des Donuts oder nicht?
Diese Untersuchung von Lebensqualität und Nachhaltigkeit zeigte eine eindeutige Überschreitung der planetaren Grenzen, wenn die Schwellenwerte für soziales Wohlbefinden erfüllt sind. Bis auf Vietnam erfüllten alle die sozialen Bedürfnisse aber auf Kosten der Umweltverträglichkeit.
Entwicklungshilfe, die auf das gesellschaftliche Modell der Industrienationen hinausläuft, um damit soziale Schwellenwerte zu erfüllen, führt uns global gesehen in den Untergang.
Doch Kate Raworth behauptet, dass der zusätzliche Aufwand für das Erreichen von Gerechtigkeit niedriger ist, als allgemein angenommen.
Hier einige Fakten von Kate Raworth:
Die Erhöhung der globalen Kalorienversorgung von nur 1 Prozent bewahrt 850 Millionen Menschen vor dem Hungertod.
Der Zugang zur Elektrizität für die 130 Millionen Menschen, die keinen Zugang dazu haben, erhöht den Emissionsanstieg um nur 1 Prozent.
Um die Armut der 140 Millionen Menschen mit einem Tagesverdienst unter 1,5 Dollar abzuschaffen, reicht eine Umverteilung von nur 0,2 Prozent des weltweiten Einkommens.
Gleichstellung der Geschlechter erzeugt keine Umweltbelastung.
Wirtschaftliche Gleichheit wäre ohne Umweltbelastung möglich, wenn man Militärausgaben und Subventionen für die Ölindustrie kürzt. Es wäre sogar gut für die Umwelt.
Die Ungerechtigkeiten zwischen Industrienationen und dem globalen Süden könnte man beseitigen ohne am Wirtschaftswachstum festzuhalten und ohne die Umwelt zu schädigen.
Deutsche Entwicklungshilfe ist in der Regel keine Einbahnstraße, bei der Hilfsgelder in ein Land fließen, um dort eine nachhaltige Landwirtschaft zu etablieren, sondern es geht um Geschäfte
Entwicklungshilfe in Sachen Landwirtschaft sieht in der Regel so aus, dass die Landwirtschaft nach westlichem Vorbild etabliert wird. Eine Landwirtschaft, die auf Dauer die Böden schädigt und der Düngemitttel- und Saatgutindustrie hohe Gewinne einbringt. Genverändertes hybrides Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden. Dazu kommen die Pestizide und Düngemittel. Es werden Landmaschinen an reiche Bauern verkauft, damit diese Waren für den Export anbauen können. Die erworbenen Landmaschinen müssen abbezahlt werden, außerdem werden auf Dauer Geschäfte mit Ersatzteilen gemacht.
Anstatt die Bauern auszubilden, damit sie auf Dauer unabhängig eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben können, die speziell auf die Gegebenheiten der Böden und des Klimas angepasst ist, liegt der Focus in der Enticklungshilfe auf Profit und Abhängigkeit.
siehe diesen Beistrag von Thürigen Radio.
siehe dazu auch dieses Video
"Konzerne als Retter- Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe".
Wenn die Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt sind, gibt es keine eindeutige Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Glück.
Die Art und Weise, wie Produktion und Vermögensverteilung organisiert sind, kann den Wohlstand einer Gesellschaft erheblich beeinflussen.
In den europäischen Ländern ist das BIP pro Kopf niedriger als in den USA, aber das soziale Wohlfahrtswesen hat einen viel höheren Standard wie: kostenloses Hochschulwesen, Gesundheitsversorgung für alle, Arbeitslosenhilfe. In den USA hingegen gibt es viele Menschen, die sich beispielsweise aus Krankheitsgründen hoch verschulden können. Einige geraten in Armut bis hin zur Obdachlosigkeit.
Wenn die Erfolge des Wirtschaftswachstums nicht gerecht verteilt werden, kann der größte Teil der Bevölkerung sein Potenzial nicht voll ausschöpfen und bleibt unglücklich.
Gesellschaften könnten auch ohne Wirtschaftswachstum zu größerem Wohlstand kommen, wenn die Ressourcen gerechter verteilt werden.
Der HDI der Vereinten Nationen definiert den Stand der menschlichen Entwicklung. Hier liegt die USA, die weltweit größte Wirtschaftsmacht liegt auf Platz 13 des HDI, während Norwegen auf Platz 1 liegt.
Es ist selbstverständlich notwendig, dass der Lebenstandard in Entwicklungsländer angehoben werden muss. Doch geht es um die Frage welcher Weg führt zu einer global gerechteren Welt. Die Forderung der Industrienationen, dass die Entwicklungsländer den gleichen Weg der wirtschaftlichen Entwicklung einschlagen, führt jedoch unweigerlich in die Katastrophe.
Kate Raworth und O'Neil kommen zu dem Schluss, dass ein Wandel zum Degrowth und einer stationären Wirtschaft vorzuziehen ist.
Die Frage bleibt jedoch offen, ob im Kapitalismus eine gerechtere Ressourcenverteilung überhaupt möglich ist. Da Kapitalismus nur Externalisierung als Lösung der Probleme anzubieten hat, kann er keine Gerechtigkeit schaffen.
Wenn die Umweltkrise sich verschärft werden nur die oberen 1 Prozent ein Leben in Wohlstand führen können. Globale Gerechtigkeit ist kein heuchlerischer Humanismus, sondern absolut notwendig für das Überleben.
Vom Blickwinkel der globalen Gerechtigkeit aus gesehen ist Kapitalismus jedoch nur untauglicher, unbrauchbarer Plunder.
Welche Art von Zukunft erwartet uns, wenn Gleichheit im Mittelpunkt steht.
Der horizontale Strahl in Richtung rechts steht für Selbstverantwortlichkeit und in linker Richtung für ein egalitäres System. Die vertikale Achse nach oben bedeutet mehr staatliche Autorität, während nach unten freiwillige gegenseitige Hilfe im Vordergrund steht.
Durch weiteres Festklammern am Status quo, dem Wirtschaftswachstum und hohem Konsum wird es in nicht allzuferner Zukunft dazu kommen, dass für die meisten Menschen ein normales Leben unmöglich wird. Die Zahl der Klimaflüchtlinge wird sehr stark ansteigen. Den Suppereichen ist das egal, denn sie sehen im Katastrophenkapitalismus eine weitere Geschäftsmöglichkeit. Der Staat wird weiterhin die Interessen der Suppereichen schützen und geht hart gegen Klimaflüchtlinge und Klimaverlierer vor. Den Preis zahlen alle, die nicht zu den Superreichen gehören.
Durch Probleme bei der Nahrungsmittelproduktion kommt es zu Hunger- und Armutsaufständen. Die Rebellion führt letzendlich zum Kollabieren der Staatsgewalt und die Welt versinkt im Chaos und Barberei.
Die Menschen verlieren den Glauben Recht, Gesetz und Menschlichkeit und kämpfen nur noch um das eigene Überleben.
Ein Krieg aller gegen alle.
Ähnlich wie in dystopischen Filme wie (Madmax, The Book of Eli, Hell, Postman)
Um die Barberei zu verhindern wird der Wunsch nach einer Regierungsform laut, die die erforderlichen Maßnahmen durchsetzen kann. Freier Markt, Demokratie werden für eine zentralistische Diktatur aufgegeben. Klimaschutzmaßnahmen werden von oben diktiert.
Ein Weg gegen tyrannische Diktatur oder Barberei, der Weg der Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit garantiert wird hier der Weg X genannt, ein Weg in den Degrowth Kommunismus. Das wird im weiteren Verlauf des Buches eruiert.
Diese Frage wurde bereits im ersten und zweiten Kapitel beantwortet. Ein grünes Wirtschaftswachstum und Entkopplung ist eine Illusion. Es sieht nur so aus, als würde es funktionieren, da Umweltschäden und Ungerechtigkeit externalisiert werden in Entwicklungsländer oder die Zukunft. Technische Lösungen führen zum Rebound Effekt.
Die Alternative ist ein Wirtschaftssystem, welches nicht vom Wachstum abhängig ist. Raworth und Co. kommen zum gleichen Schluss.
Degrowth ist ein Projekt, dass den entfesselten Kapitalismus einbremst und ein Wirtschaftssystem schafft, das Mensch und Natur an erste Stelle setzt.
Geht das überhaupt im Kapitalismus. Denn der Kapitalismus mit seinem Bestreben nach Wachstum ist der wahre Schuldige für die Umweltzerstörung und Klimakrise. Es liegt in der Natur des Kapitalismus, dass Wirtschaftswachstum zum Zwecke Profitsteigerung nie auffhört.
Selbst wenn die Krise nie auffhört, bietet sie für den Kapitalismus nur weitere Möglichkeiten Geschäfte zu machen.
Mehr Waldbrände bedeutet, mehr Möglichkeiten Versicherungen zu verkaufen. Heuschreckenplage bedeutet man kann Insektenvernichtungsmittel verkaufen. Alle Katastrophen bieten Möglichkeiten Geschäfte zu machen. Daher spricht man auch vom Katastrophenkapitalismus. Der Kapitalismus ist hartnäckig und passt sich an. Er wird nicht einfach von selbst aufhören zu existieren. Der Kapitalismus wird die Erde weiter verändern, bis sie für den Menschen unbewohnbar ist.
Deshalb ist die einzige Möglichkeit, um das Wirtschaftswachstum zu unterbinden und sich der Klimakrise entgegen zu stellen, den Kapitalismus aus eigener Kraft zu stoppen sowie einen großen Wandel hin zu einem postapokalyptischen Degrowth zu vollziehen.
Doch wenn es heißt Degrowth, werden viele diese Idee ablehnen.
Das Versprechen unseres Wirtschaftsytem beruht darauf, dass der Wohlstand der Reichsten durch Investition und Konsum von oben nach unten rieset. Der Tickle-down Effekt. Bleibt das Wirtschaftswachstum aus, gehen auch die Ärmeren leer aus.
Doch wenn der Kapitalismus schon so weit fortgeschritten ist, wieso gelten dann viele Menschen der Industrienationen immer noch als arm? Wieso wird für viele das Leben immer schwieriger? Wenn Miete, Gas-, Strom-, Telefon-, GEZ-, Internetrechnung bezahlt sind, bleibt für viele nicht mehr viel übrig. Und dann wird gefordert den Gürtel noch enger zu schnallen, und auf Lebensmittel, Kleidung und Freizeitaktivität zu verzichten.
Während das Wirtschaftswachstum ansteigt, geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander, die Löhne sind im Sinkflug, während die Natur weiter dem Wirtschaftswachstum geopfert wird.
Die ältere Generation hat die Wut der jüngeren Generation heraufbeschworen. Der Vorwurf ist, die Älteren haben vom hohen Wirtschaftswachstum profitiert und tun so als hätten sie mit den katastrophalen Folgen nichts zu tun. Nun propagieren sie den Degrowth und ziehen sich aus der Affäre frei nach dem Motto: "Ist schon okay, jetzt können die Industrienationen mal ins Hintertreffen geraten".
Als Antithese zur Degrowth-Theorie der Boomer Generation werden die Reflation oder die Modern Monetary Theory (MMT, Moderne Geldtheorie) als weltweit fortschrittlichste Anit-Austeritäts-Theorien empfohlen.
Der Green New Deal ist ein Hauptmerkmal der Anti-Austeritäts Politik von Bernie Sanders und Jeremy B.Corbyn. Klimaschutzmaßnahmen in Gestalt von Strukturreformen und Umstellungen der Produktionsweise. Zu den Hauptunterstützern gehören die Millenials und Generation Z.
Die Generation Z macht ein ausgesprochen hohes Umweltbewußtsein aus. Mehr als die Hälfte haben eine positivere Einstellung zum Sozialismus als zum Kapitalismus. Sie können mit den neuesten Technologien umgehen und haben Freunde auf der ganzen Welt. Sie sind als global Citizens aufgewachsen. Mehr als alle anderen haben sie die Folgen des Neoliberalismus die sich vergrößernde Armutsschere, die zunehmende Umweltzerstörung am eigenen Leib erfahren. Wenn es so weiter geht, müssen sie die Fehler der vorigen Generation ausbaden und haben keine Zukunft mehr.
Reicht der von Sanders und Co entwickelte Green New Deal aus, um den Forderungen der Generation Z gerecht zu werden?
Auch hier gibt es wieder das Problem, dass die Reformen im Rahmen des kapitalistischen Systems stehen bleiben. Dadurch ist der Green New Deal dem von Thomas Friedmann proklamierten buisinessorientiertem grünen Wirtschaftswachstum kaum zu unterscheiden und könnte von ihm verschluckt werden.
Solange wir auf Reformen innerhalb des kapitalistischen Systems setzen, werden sie auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet sein. Das Ergebnis ist der halbherzige Versuch einer absoluten Entkopplung.
Um den Forderungen der Generation Z gerecht zu werden, wäre ein Green New Deal ohne Wachstum nötig.
Eine Welt ohne Kapitalismus ist kaum vorstellbar. Doch seit das Wachstum strauchelt und die Armutsschere weiter auseinander geht und die Umweltprobleme immer größer werden, gerät die Legitimität für diese Gesellschaftsordnung schneller ins Wanken, als viele sich vorstellen können.
Deshalb sind weltweit revolutionäre Umweltbewegungen im Entstehen, die ihren Fokus auf direkte Aktionen legen.
Sie leisten Widerstand und haben keine Angst vor Festnahmen etwa bei Besetzungen. Sie rütteln an der Legitimität der herrschenden Klasse, womit sich neue politische Möglichkeiten auftun von denen manche auch das Potential haben, den Kapitalismus zu überwinden.
Die liberale Linke dagegen verschließt ihre Augen vor der Umweltkrise und fordern weiteres Wirtschaftswachstum.
Gerade in Zeiten der Klimakrise müsste sich eine Tür für innovative und mutige Politikansätze öffnen. Hier ist Fantasie und Vorstellungskraft für eine anderen Gesellschaftsordnung gefragt. Doch der bisherige Weg wird weiter verfolgt und die Wurzel des Übels bleibt unangetastet.
Die Degrowth Debatte gibt es schon seit den 70er Jahren. Sie kritisiert zwar den Kapitalismus doch letzendlich akzeptiert sie ihn.
Der Sozialökonom Keishi Saeki meint, dass es den Ausweg namens Sozialismus nicht mehr gibt.
Wenn die nationalen Währungsbehörden im heutigen Wirtschafts- und Wachstunswettbewerb übermäßig Liquidität bereitstellen, um das Wachstum zu beschleunigen, werden die Finanzmärkte immer instabiler, was zu Finanzblasen und deren Platzen führt.[...] Degrowth ist beinahe die einzige Möglichkeit den stabilen Fortbestand des Kapitalismus langfristig zu gewährleisten
Keishi Saeki
Laut Saeki sollte man sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sich nicht an den Sozialimus klammern, sondern man könne mit demokratisch-sozialstaatlichen Maßnahmen den neoliberalen Marktfundamentalismus doch wieder zähmen. Wenn man dann noch Nachhaltigkeit hinzufüge, sei Degrowth eine realistische Möglichkeit der Wachstumsrücknahme. In Gesellschaften, wo der materielle Konsum gesättigt sei, bedürfe es lediglich der richtigen institutionellen Schaffung von Anreizen, um Menschen zu motivieren sich in einer Vielzahl von sozialen Aktivitäten zu engagieren, die mit Profitstreben nichts zu tun hätten.
Die neue Degrowth Theorie vertritt den Standpunkt, dass es zwischen Kapitalismus und Degrowth keinen Kompromiss gibt.
Argumente liefert die Kritik des Schriftstellers Slavoj Žižek an dem Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph E. Stiglitz.
Joseph E. Stieglitz kritisiert die ungezähmte Globalisierung, die ungleiche Verteilung des Reichtums und die Marktwirtschaft der Großkonzerne. Er tritt ein für eine Lohnerhöhung der Arbeiter, eine Besteuerung der Superreichen und Großkonzernen und für rigorose Verbote von Monopolen. Das ließe sich durchsetzen mittels demokratischer Wahlen und Änderung von Gesetzen. Er nennt es einen progressiven Kapitalismus. Dadurch würde sich das Wirtschaftswachstum erholen und jedermans Aufstieg in die Mittelschicht ermöglichen.
Žižek stellt hier die Frage, ob sich der Kapitalismus mit Gesetzesänderung zähmen ließe und warum man das nicht schon längst gemacht habe, beispielsweise in den 70er Jahren, wo der Kapitalismus sich in einer schweren Krise befand und die Profitraten sanken. Stattdessen wurden allerlei Regulierungen abgeschafft und die Steuerraten gesenkt.
Im Gegenzug bedeutet es doch, dass eine Rückverschärfung der Regulierungen auf den Stand von früher den Zusammenbruch des Kapitalismus zur Folge hätte. Das würde der Kapitalismus jedoch nicht so einfach hinnehmen. Die Kapitalisten würden nicht nur damit drohen ihre Fabriken ins Ausland zu verlegen, sondern auch Staatsanleihen zu verkaufen, um die Aktienkurse einstürzen zu lassen, um somit Druck auf die Regierungen auszuüben.
Die Definition des Kapitalismus macht klar, das er mit Degrowth inkompatibel ist. Kapitalismus inverstiert immer aufs Neue, um mit Produktion von Waren neuen Wert zu schaffen, den Gewinn zu steigern und weiter zu expandieren. Es lässt keine Geschäftsmöglichkeit aus. Der Kaptalismus hat sich auf der ganzen Erde ausgebreitet und das Resultat ist die Zerstörung der Umwelt und des Lebensraums. Nach der alten Degrowth Theorie würden man fordern den Raubbau an der Natur und die Externalisierung der Widersprüche zu stoppen. Das Glück der Arbeit muss an erster Stelle stehen, nicht die Gewinne der Unternehmer.
Das klingt einfach, aber es ist nicht zu realisieren, da Gewinnstreben, Marktexpansion sowie Ausbeutung von Natur und Arbeitskraft in der Natur des Kapitalsimus liegen.
Die alte Degrowth Theorie ist utopisch, da sie versucht dem Kapitalismus das Wachstum auszutreiben. Dabei ist das Wachstum ein Hauptcharakteristikum des Kapitalismus, der unter dem Zwang steht Profit zu erwerben und zu steigern.
Selbst Kate Raworth denkt nicht außerhalb von kapitalistischen Kategorien. Sie sieht die kapitalistische Produktionsweise nicht als das wesentliche Prolem. Mit so einer Attitüde hat man vor der Macht des Kapitals schon kapituliert.
Wir benötigen eine deutliche Kritik des Kapitalismus und einen freiwilligen Übergang zu einer Postwachstumsgesellschaft. Die neue Degrowth-Theorie muss sich eine radikaleren Kritik bedienen. des Kommunismus.
Bei vielen Menschen macht sich Unbehagen breit, wenn sie Kommunismus hören. hat die Sowjetunion nicht auch die Umwelt zerstört? Geht es im Kommunismus nicht um Klassenkampf? Im nächsten Kapitel wird erklärt wieso das so nicht stimmt.